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Was ist Hochfrequenzhandel?

Was ist Hochfrequenzhandel? Der elektronische Handel wird durch die schnelle Weiterentwicklung der Informationstechnologie und dem wachsenden Wettbewerb zwischen den Finanzplätzen bestimmt.

Auch besteht großes Interesse am Einsatz von Big Data und Artificial Intelligence (BDAI) – und damit allgemein von (komplexen) Algorithmen.

ESMA und BaFin haben Leitlinien zu den Systemen und Kontrollen für Handelsplattformen und Wertpapierfirmen in einem automatisierten Handelsumfeld erlassen.

 

Big Data und künstliche Intelligenz: Was ist Hochfrequenzhandel?

BaFin veröffentlicht Prinzipienpapier für den Einsatz von Algorithmen in Entscheidungsprozessen. Künstliche Intelligenz als Verbindung von Machine Learning und Big Data definiert die BaFin den Begriff der künstlichen Intelligenz (KI) in ihrer Studie „Big Data trifft auf künstliche Intelligenz“ als Kombination aus großen Datenmengen (Big Data), Rechenressourcen und maschinellem Lernen (Machine Learning – ML).

Beim maschinellen Lernen wird Computern auf Basis spezieller Algorithmen die Fähigkeit verliehen, aus Daten und Erfahrungen zu lernen. Im Vergleich zu regelbasierten Verfahren erfolgt das Lernen ohne dass der Programmierer bzw. die Programmiererin vorgibt, welche Ergebnisse aus bestimmten Datenkonstellationen wie abzuleiten sind. Dieses Verständnis vom Begriff der künstlichen Intelligenz ist auch Teil der Definition des Financial Stability Boards (FSB).

Unter Algorithmen versteht die BaFin Handlungsvorschriften, die in der Regel in ein Computerprogramm integriert sind und ein (Optimierungs-) Problem oder eine Klasse von Problemen lösen. Neben der Unterscheidung nach der Art der Algorithmen (wie wird das Problem technisch gelöst) lassen sich Anwendungen des ML auch nach Ergebnistypen (man unterscheidet grundsätzlich zwischen Klassifikation, Regression und Clustering) und Datentypen (spezielle Ansätze existieren z.B. für Text, Sprache und Bilddaten) differenzieren.

 

Was ist Hochfrequenzhandel?

 

Eine klare Abgrenzung von künstlicher Intelligenz und klassischen Verfahren ist derzeit nicht möglich

Die obenstehende Definition von künstlicher Intelligenz ermöglicht jedoch keine trennscharfe Abgrenzung von klassischen statistischen Verfahren und dabei verwendeten Algorithmen. Die bestehende Definition entsprechend weiterzuentwickeln, zählt zu den Herausforderungen, vor der Aufsicht, Regulierung und vor allem Standardsetzer stehen.

 

Künstliche Intelligenz als Treiber für hohe Komplexität, kurze Rekalibrierungszyklen und hohe Automatisierung

Dennoch lassen sich drei wesentliche Merkmale nennen, die moderne Methoden und Anwendungen von künstlicher Intelligenz charakterisieren und bei einer Betrachtung der Risiken eine Rolle spielen: eine hohe Komplexität des zugrundeliegenden Algorithmus, kurze Rekalibrierungszyklen und ein hoher Grad an Automatisierung:

Algorithmen des maschinellen Lernens sind häufig komplexer als die, die bei klassischen statistischen Verfahren verwendet werden. Diese höhere Komplexität, die sich insbesondere bei Verfahren wie künstlichen neuronalen Netzen findet, macht die Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit der algorithmischen Ergebnisse schwierig.

Die Kombination aus selbstlernenden Algorithmen des maschinellen Lernens und täglich neu verfügbaren (Massen-)Daten führt dazu, dass die Rekalibrierungszyklen von Modellen und Algorithmen immer kürzer werden; die Grenzen zwischen Kalibrierung und Validierung verschwimmen.

Algorithmen werden immer mehr zur Automatisierung auch teilweise nicht standardisierter Prozesse und Entscheidungen eingesetzt, die schnell und in großer Stückzahl (Skalierung) erfolgen.

Da es bislang keine trennscharfe Definition der künstlichen Intelligenz gibt, formuliert die BaFin in dieser Veröffentlichung allgemeine Prinzipien für den Einsatz von Algorithmen in Entscheidungsprozessen4 von Finanzunternehmen, insbesondere von solchen Algorithmen, die die zuvor genannten Merkmale aufweisen.

 

Was ist elektronischer Handel?

Beim elektronischen Handel kommen Programme zum Einsatz, bei denen ein Computeralgorithmus nach vorgegebenen Regeln selbstständig Entscheidungen trifft und die zugehörigen Auftragsparameter entsprechend diesen Regeln bestimmt, anpasst und übermittelt (algorithmischer Handel).

Algorithmische Handelsprogramme sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeitabstände eine große Zahl von Kauf- oder Verkaufsaufträgen zu generieren, zu ändern oder zu löschen.

Dies bezeichnet man auch als Hochfrequenzhandel. Marktteilnehmer, die solch einen Hochfrequenzhandel betreiben, gehen in der Regel nur kurzfristig Positionen in Finanzinstrumenten ein.

 

Neue Risiken des Hochfrequenzhandels + Was ist Hochfrequenzhandel?

Der Hochfrequenzhandel hat die Geschwindigkeit und die Komplexität des Handels erhöht. Dies führt auch zu neuen Risiken. Hohes Orderaufkommen kann die Handelssysteme stark belasten. Algorithmen können auf Marktereignisse reagieren und dadurch weitere Algorithmen auslösen, die gegebenenfalls wiederum Algorithmen auslösen (Kaskadeneffekt). Dieser Automatismus erhöht die Volatilität.

 

Hochfrequenzhandelsgesetz schafft neue Spielregeln

Zur Stärkung der Stabilität und Integrität der Finanzmärkte wurden mit dem HFT-Gesetz Regelungen geschaffen, um die Risiken einzugrenzen, ohne dabei den Handel mittels algorithmischer Programme, die in- und außerhalb des Finanzsektors weit verbreitet sind, pauschal zu verbieten.

Mit der Erweiterung der Definition des Eigenhandels um den Hochfrequenzhandel wurde eine Aufsichtslücke geschlossen und die Hochfrequenzhändler wurden unter die Aufsicht der Bun- desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gestellt.

Auch wurden strengere Anforderungen an den algorithmischen Handel gestellt. Wertpapierdienstleistungsunternehmen, Kapitalanlagegesellschaften und selbstverwaltende Investmentaktiengesellschaften, die den algorithmischen Handel betreiben, müssen nun organisatorisch sicherstellen, dass ihre Handelssysteme derart ausgestaltet sind, dass Störungen des Marktes unterbleiben.

 

Bestimmte Handelspraktiken, welche ohne Handelsabsicht getätigt werden, um das Funktionieren der Handelssysteme zu stören oder zu verzögern oder andere Handelsteilnehmer zu täuschen, werden als Marktmanipulation eingestuft.

Des Weiteren wurde neben einer Gebühr bei exzessiver Nutzung der Handelssysteme die Verpflichtung für Handelsteilnehmer eingeführt, ein angemessenes Verhältnis zwischen ihren Auftragseingaben, -änderungen und – löschungen und den tatsächlich ausgeführten Geschäften zu gewährleisten.

Auch wurde eine Mindestpreisänderungsgröße eingeführt, um dem Trend zu immer kleineren Mindestpreisänderungsgrößen entgegenzuwirken. Um ein Ausweichen auf multilaterale Handelssysteme zu verhindern, sind diese Regelungen auch auf multilaterale Handelssysteme anzuwenden.

 

Hochfrequenzhändler werden unter Aufsicht gestellt + Was ist Hochfrequenzhandel?

Hochfrequenzhändler, die derzeit weder als Kreditinstitut noch als Finanzdienstleistungsinstitut unter der Aufsicht der BaFin stehen, benötigen eine Erlaubnis der BaFin. Bisher unterliegen Hochfrequenzhändler keiner Erlaubnispflicht, wenn sie ausschließlich auf eigene Rechnung mit Finanzinstrumenten handeln und weder Finanzdienstleistungen erbringen noch Bankengeschäfte betreiben.

 

Die Erlaubnispflicht gilt laut BaFin nicht nur für Hochfrequenzhändler, die als Handelsteilnehmer zum Handel an einem Handelsplatz zugelassen sind, sondern auch für solche Unternehmen, denen Handelsteilnehmer einen direkten elektronischen Zugang zum Handelsplatz gewähren.

Ein direkter elektronischer Zugang liegt laut Regelungen der BaFin vor, wenn ein Handelsteilnehmer einer anderen Person gestattet, seine Kennung (Handels-ID) für die direkte elektronische Übermittlung von Aufträgen an den Handelsplatz zu nutzen. Ein ungefilterter Zugang, bei dem der Auftrag nicht die Vorhandelskontrollen des Handelsteilnehmers durchläuft, ist unzulässig.

 

Geschäftsorganisation muss effektive System- und Risikokontrollen sicherstellen

Wertpapierdienstleistungsunternehmen, Kapitalanlagegesellschaften und selbstverwaltende Investmentaktiengesellschaften, die algorithmischen Handel betreiben, müssen nach dem HFT Gesetz ihre Handelssysteme so ausgestalten, dass es nicht zu Marktstörungen kommt.

Die Unternehmen, die algorithmischen Handel betreiben, müssen sicherstellen, dass

a) ihre Handelssysteme belastbar sind, über ausreichende Kapazitäten verfügen und angemessenen Handelsschwellen und Handelsobergrenzen unterliegen,

b) keine fehlerhaften Aufträge übermittelt werden und eine Funktionsweise des Handelssystems vermieden wird, durch die Störungen auf dem Markt verursacht werden können,

b) ihre Handelssysteme nicht für einen Zweck verwendet werden können, der gegen Marktmissbrauchsvorschriften oder Vorschriften des Handelsplatzes verstößt.

 

Ferner fordert die BaFin von diesen Unternehmen wirksame Notfallvorkehrungen, um mit unvorhergesehen Störungen im Handelssystem umgehen zu können. Sie müssen ihre Systeme vollständig überprüfen und ordnungsgemäß überwachen. Schließlich müssen sie jede Änderung von Computeralgorithmen dokumentieren, die sie zum Handel verwenden.

 

Bestimmte Handelspraktiken sind Marktmanipulation + Was ist Hochfrequenzhandel?

Einige Handelspraktiken, die beim algorithmischen Handel angewendet werden können, stellen potenziell eine Marktmanipulation dar. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA (European Securities and Markets Authority) veröffentlichte hierzu Leitlinien. Als problematisch werden insbesondere folgende Fallkonstellationen eingestuft:

Quote-Stuffing: Eingabe einer großen Zahl von Aufträgen und/oder Auftragsstornierungen oder -aktualisierungen, um die anderen Handelsteilnehmer zu verunsichern, deren Prozesse zu verlangsamen und die eigene Strategie zu verschleiern.

Momentum Ignition: Eingabe von Aufträgen oder einer Auftragsserie mit der Absicht, einen Trend auszulösen oder zu verschärfen und andere Handelsteilnehmer zu ermutigen, den Trend zu beschleunigen oder zu erweitern, um eine Gelegenheit für die Auflösung oder Eröffnung einer Position zu einem günstigen Preis zu schaffen.

Layering und Spoofing: Übermittlung mehrerer Aufträge, die häufig auf der einen Seite des Orderbuchs nicht sichtbar sind, mit der Absicht, ein Geschäft auf der anderen Seite des Orderbuchs auszuführen. Nachdem das Geschäft abgeschlossen ist, werden die manipulativen Aufträge entfernt.

Die Marktmanipulations-Konkretisierungsverordnung (MaKonV) stellt ausdrücklich klar, dass bestimmte Handelspraktiken, die mit Hilfe von Computeralgorithmen ausgeführt werden, als Marktmanipulation anzusehen sind. Dabei ist es unerheblich, ob die Strategie im Wege des algorithmischen Handels oder des Hochfrequenzhandels ausgeführt wird.

 

Gemäß § 3 Absatz 1 Nummer 4 MaKonV können Kauf- oder Verkaufsaufträge Anzeichen für falsche bzw. irreführende Signale sein, die per Algorithmus an einen Markt übermittelt und nicht in Handelsabsicht getätigt werden, sondern um

a) das Funktionieren des Handelssystems zu stören oder zu verzögern,

b) Dritten die Ermittlung echter Kauf- oder Verkaufsaufträge im Handelssystem zu erschweren oder

c) einen falschen oder irreführenden Eindruck hinsichtlich des Angebots eines Finanzinstruments oder der Nachfrage danach zu erwecken.

Auch können sie auf ein künstlich herbeigeführtes Preisniveau hinweisen.

 

Order-Transaktions-Verhältnis und Mindestpreisänderungsgrößen

Zudem sind die Handelsteilnehmer nach dem HFT-Gesetz über § 26a BörsG verpflichtet, ein angemessenes Verhältnis zwischen ihren Auftragseingaben, -änderungen und -löschungen und den tatsächlich ausgeführten Geschäften zu gewährleisten (angemessenes Order-Transaktions-Verhältnis). Auch das soll Risiken für den ordnungsgemäßen Börsenhandel vermeiden.

Ein angemessenes Order-Transaktionsverhältnis liegt laut BaFin insbesondere dann vor, wenn es aufgrund der Liquidität des betroffenen Finanzinstruments, der konkreten Marktlage oder der Funktion des handelnden Unternehmens wirtschaftlich nachvollziehbar ist. Nähere Bestimmungen zum angemessenen Order-Transaktions-Verhältnis regelt die Börsenordnung.

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